Archivgut Nachlass

Ida S. NL 144 I

Jänner 1896 bis Juni 1993

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: Jänner 1896 bis Juni 1993
Sprache: Deutsch
Beschreibung:

Orte: Vöcklamarkt in Oberösterreich; Salzburg Stadt und Wallersee in Salzburg; Wagna in der Steiermark; Innsbruck in Tirol, Bregenz, Lech und Lustenau in Vorarlberg; Bielefeld und Frankfurt am Main in Deutschland; Wocheiner Vellach (Bohinjska Bela), Laak an der Zaier (Škofja Loka) in Slowenien u.a.;

Quellentypen: Tagebücher (Müttertagebuch): 1 Band; Aufzeichnungen in Buchform: 4 Poesiealben; Korrespondenz (geschäftliche Korrespondenz; Paarkorrespondenz): 161 Schreiben; 5 amtliche Dokumente; Dokumente zur Schul- und Berufslaufbahn: 6 Zeugnisse, 2 Ausweise, 1 Lebenslauf, 4 Mitschriften, 1 Inventurheft, 5 weitere Dokumente; 155 Fotografien; Weiteres: gedrucktes Erinnerungsbild an die Erstkommunion, Zeitungsartikel, Schachtel mit Figuren und Ansteckern u.a.

Zum Bestand: Schreiberin/Adressatin: Ida S. (geb. B.); geb. 1912 in Lustenau in Vorarlberg, gest. 1997 in Bregenz in Vorarlberg

Schreiber: Dr. Friedrich S.; geb. 1912 in Linz in Oberösterreich, gest. 2007 in Bregenz in Vorarlberg

Übergeberin: Dr.in Ilse S. (Tochter von Ida S.), 2010, 2015



Ida S. (geb. B.) ist mit vier Geschwistern in Lustenau in Vorarlberg aufgewachsen. Die Eltern Maria B. (geb. H., geb. 1875) und Eduard B. (1863-1946) führten hier ein Papierwarengeschäft. Sie besuchte die Volks- und Bürgerschule, ab 1927 arbeitete sie in Lustenau und Bregenz als zahntechnische Hilfskraft. Von 1939 bis 1940 besuchte sie einen einjährigen Kurs im "Lehrinstitut für Dentisten" in Frankfurt am Main, ab 1941 führte sie eine eigene Praxis als Dentistin in Bregenz. Im April 1944 heiratete sie den Juristen und Lehrer Dr. Fritz S. (1912-2007). Er kam aus Linz, hatte in Graz und Wien Rechtswissenschaften studiert und arbeitete später u.a. als Lehrer an der Handelsakademie Bregenz. Ihre Tochter Dr.in Ilse S. wurde im April 1946 geboren.

Aus der Kindheit von Ida S. sind eine Atelier-Aufnahme von der Erstkommunion aus 1922 und ein gerahmtes Erinnerungsbild daran sowie ihr Poesiealbum aufbewahrt worden. Das Album enthält 21 Eintragungen, die zwischen 1924 bis 1926 verfasst worden sind.

Die Schul- und Berufslaufbahn von Ida S. ist anhand einer umfangreichen Sammlung an verschiedenen Dokumenten und Ausweisen belegt: Darunter sind 5 Zeugnisse von unterschiedlichen Schulen, Lehrstellen und Lehrinstituten aus dem Zeitraum von Mai 1930 bis März 1940, 4 Hefte mit Mitschriften u.a. zum Thema "Anatomie" (1939) und ein handgeschriebener Lebenslauf aus 1940. 2 Zeugnisse des "Lehrinstituts für Dentisten Frankfurt am Main" sind mit März 1940 datiert, der Ausweis als "staatlich geprüfter Dentist" mit Juli 1940, die Niederlassungsbewilligung als Dentistin in Begrenz mit August 1941. Aus der Zeit von Juni 1941 bis Jänner 1943 sind weiters 11 geschäftliche Schreiben erhalten. Ein "Inventur"-Heft enthält die genauen Aufstellungen der Einrichtung von Ida S.s Praxis von März 1944 bis Jänner 1953. 2 Fotografien (sw) von 1956 und 1962 zeigen sie dort bei der Arbeit.

Die von ihr erhaltenen 5 amtlichen Dokumente sind u.a. eine Bestätigung der Eintragung in der "Heimatrolle" Lustenau von 1941, ein "Ahnenpaß" und ein "Deutsches Einheits-Familien-Stammbuch", das ihre Heiratsurkunde aus 1944 und die Geburtsurkunde ihrer Tochter aus 1946 enthält.

Die vorhandenen Korrespondenzen sind einerseits persönliche, andererseits berufliche Schreiben: Den größten Teil davon machen 82 Poststücke aus, die Ida S. von ihrem Ehemann Fritz S. zwischen Juni 1939 und Juni 1946 erhalten hat. Teilweise handelt es sich dabei um Feldpost. Die teils handschriftlichen, teils maschinenschriftlichen Schreiben wurden von Bregenz nach Frankfurt am Main und von Wocheiner Vellach (Bohinjska Bela), Laak an der Zaier (Škofja Loka), Salzburg und V
öcklamarkt nach Lustenau und Bregenz verschickt. Fritz S. war zu der Zeit als Lehrer in der „Wehrmachtsfachschule für Technik“ in Salzburg und als Rechnungsführer in Wagna im Bezirk Leibnitz in der Steiermark tätig. In seinen Briefen schwelgte er insbesondere in gemeinsamen Erinnerungen oder plante nächste Treffen, wie etwa zu Weihnachten 1941: "Liebe Ida! Dein Brief und besonders Dein Vorschlag, einmal zwei Tage mitsammen zu verbringen, hat mich so sehr gefreut. Schade! Gleich nach Weihnachten soll die ganze Kompanie ins besetzte Südkärnten übersiedeln." Außerdem berichtete Fritz S. seiner Ehefrau über seine teils prekäre Situation und seine Aufenthaltsorte, wie etwa am 7. Februar 1945: "Und als ich gar das Lager in Wagna erblickte (…), da wäre es mir fast recht gewesen, so wie Papa nicht mehr unter den Lebenden sein zu müssen. Ein riesiges Barackenlager, ursprünglich für Kriegsgefangene gebaut - etwas Schäbigeres, Dreckigeres und Baufälligeres könnt ihr Euch nicht vorstellen."

Die Sammlung an Glückwunschpost, die das Paar zur Hochzeit 1944 erhalten hat, umfasst 64 Schreiben. Einzelne Poststücke aus den Korrespondenzen von Ida S. haben ihr Bruder Arthur B. (1899-1951) (3 Schreiben aus 1941), ihre Schwägerin Erika L. (geb. S.) (4 Schreiben von Februar 1944 bis März 1946) sowie mehrere Kolleg:innen (7 Schreiben von Juni 1941 bis Jänner 1943) an sie adressiert.

Zur Geburt von Ida S.s Tochter Ilse im April 1946 im Entbindungsheim Lustenau ist ein Glückwunschschreiben ihrer Mutter Maria B. erhalten, in dem sie auch die Reaktion des Ehemannes von Ida S. auf die Nachricht schilderte: "Fritzls erstes Wort – nun brauchen wir uns mit einem Bubennamen nicht mehr anstrengen! Und stolz setzte er sich in seiner alten Gemütlichkeit am Sofa, ein erstes Pfeiferl als Papa zu rauchen." Das vorgedruckte Müttertagebuch "Tagebuch für junge Mütter" (32 Seiten) wurde von der Firma Milupa Pauly herausgegeben. Die hauptsächlich von dem Kindermädchen von Ilse S. verfassten Einträge reichen von April bis Oktober 1946, alle Rubriken sind dabei ausgefüllt. Eingelegt ist dazu eine kleinformatige Fotografie von Ida S. mit dem Säugling.

Das vorhandene Fotoalbum von Ida S. enthält 92 Bilder großteils aus den 1940er-Jahren, darunter Porträtfotografien und Aufnahmen von Urlauben und Ausflügen u.a. beim Skifahren (u.a. in Lech am Arlberg), beim Wandern, Bergsteigen, Baden (u.a. am Wallersee) und beim Reiten. Auch das Aufwachsen der kleinen Tochter ist anhand zahlreicher Bilder dokumentiert, u.a. bei der "Primiz" von Fritz S.s Cousin Siegfried S. im Jahr 1949. Einzelne weitere lose Fotografien sind u.a. Schnappschüsse von der Hochzeit 1944.

Dem Nachlass von Ida S. sind zudem einzelne Dokumentationen ihrer Familienangehörigen zugeordnet: Von ihrer Mutter Maria B. ist das ein Poesiealbum mit 18 Einträgen aus der Zeit von 1896 bis 1923.

Aus dem Nachlass von Ida S.s Bruder Arthur B. ist ein Fotoalbum erhalten. Es umfasst 46 Aufnahmen aus der Zeit von 1925 bis 1928, darunter Portrait- und Gruppenaufnahmen sowie Schnappschüsse auf Ausflügen oder beim Wandern.

Aus dem Nachlass von Ida S.s Schwester Elsa B. (1901-1981) liegt ebenfalls ein Poesiealbum mit Einträgen von 1914 bis 1924 vor. Elsa B. hat den elterlichen Betrieb in Lustenau übernommen und gemeinsam mit der Mutter und ihrer Schwester Sophie B. betrieben, mit der sie auch einen gemeinsamen Haushalt führte. Von dem Geschäft ist ein vorgedrucktes ringgebundenes "Lieferantenverzeichnis" erhalten, das alphabetisch geordnete Einträge zu verschiedensten Firmen enthält. Von einzelnen der von Elsa B. und ihrem Bruder Arthur B. angefertigten Ölgemälde gibt es Fotografien, daneben noch Loses, u.a. einen kurzen Zeitungsbericht, der aus Anlass ihres Todes 1981 veröffentlicht wurde.

Ebenfalls übergeben wurde schließlich das Poesiealbum von Ida S.s Tochter Ilse, das auf 84 größtenteils beschriebenen Seiten Einträge aus der Zeit von 1954 bis 1957 enthält, die vielfach mit Zeichnungen oder eingeklebten Bildern verziert sind.

Anmerkung:
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Universitätsring 1
1010 Wien
Telefon: +43 (0)1 4277 408 12
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