Archivgut Nachlass

Elisabeth G. NL 173 I

April 1908 bis September 1975

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: April 1908 bis September 1975
Sprache: Deutsch
Beschreibung:

Orte: Klagenfurt (Celovec ob Vrbskem jezeru) in Kärnten, Altheim, Mattighofen und St. Wolfgang in Oberösterreich; Bruck im Pinzgau, Bruck-Fusch, Michaelbeuern, Ried bei St. Wolfgang, Neumarkt, Salzburg-Stadt, Uttendorf und Zell am See in Salzburg; Donauwitz und Graz in der Steiermark; Ehrwald, Hötting, Innsbruck und Reutte in Tirol; Wien; Achmer, Berchtesgaden, Dortmund, Greifswald, Gütersloh, Hannover, Köln, Lippstadt, Obersdorf, Pillau, Rügen, Tutow, Ulm und Wunstorf in Deutschland; Bourges und Lille in Frankreich; Breslau (Wroc; ław/Brassel), Kolberg (Kołobrzeg), Krakau (Kraków), Krynica (Krynica-Zdrój), Reichshof (Rzeszów) und Tarnów in Polen; Königsberg (Kaliningrad) in Russland; Pilsen (Plzeň) in Tschechien; Orte an der Front im 1. Weltkrieg: Przemyśl in Polen, Troppau (Opava) in der Slowakei, verschiedene Orte in der Bukowina, Italien, Russland u.a.; Orte an der Front/Kriegsschauplätze im 2.Weltkrieg: unbestimmbare Orte in Russland u.a.

Quellentypen: Aufzeichnungen in Buchform: 1 Poesiealbum, 4 Kochbücher/Rezeptsammlungen; Korrespondenz: 1.031 Schreiben (Familienkorrespondenz, Freundschaftskorrespondenz, Freundinnenkorrespondenz, Feldpost aus dem 1. Weltkrieg, Feldpost aus dem 2. Weltkrieg, Korrespondenz aus dem RAD); 35 amtliche Dokumente; 27 Dokumente zur Berufslaufbahn;

237 Fotografien (tw. in 1 Fotoalbum); Weiteres: Liedtexte, Propagandazettel, Zeitungsausschnitte u.a.

Zum Bestand: Schreiberin/Adressatin: Elisabeth G. (geb. M.); geb. 1889 in Mattighofen in Oberösterreich, gest. 1975 in Salzburg-Stadt in Salzburg

Übergeberin: Dr.in Elisabeth G. (Tochter von Elisabeth G.), 2011 und 2016



Elisabeth G. (geb. M.) ist mit vier Brüdern in Mattighofen im oberösterreichischen Innviertel aufgewachsen. Der Beruf ihres Vaters ist (auf ihrer Heiratsurkunde) mit „Hilfsarbeiter“ angegeben. Sie besuchte eine Haushaltungsschule, im Zuge der sie möglicherweise auch die 3 erhaltenen handschriftlich verfassten Rezeptsammlungen angelegt hat. Zwei davon sind in vorgedruckte Ausgabenbücher eingetragen und enthalten v.a. Mehlspeisenrezepte.

Die früheste dieser Rezeptsammlungen (111 Blatt) trägt den Titel „Kochbuch Elise M.“, die Einträge darin sind u.a. mit „Salzburg am Apriell 1908“, „Marienschlößl 1911“ oder „Graz am 29/4. 1912“ datiert. Das Buch enthält zahlreiche Einlagen, dazwischen sind auch Gedichte notiert. Der zweite Band (81 Seiten, einzelne auch eingelegte) ist auf dem Innendeckblatt mit „Mit Gott 28/I. 1913“ überschrieben, eingangs findet sich zudem ein Rezept zur Herstellung von Seife. Die Rezepte wurden in verschiedenen Handschriften geschrieben, bei manchen ist auch die Herkunft angegeben (z.B. „v. Frau Dorn“ oder „Radio“). Die Bücher enthalten zudem Vermerke zur Verbesserung der Rezepte, manche sind mit Kommentaren wie „sehr gut“ versehen. Der dritte Band ist in ein Schulheft eingeschrieben und umfasst nur wenige Seiten. Zudem ist 1 gedrucktes Kochbuch der Firma Julius Meinl AG erhalten.

Von Juli 1914 bis April 1918 arbeitete Elisabeth G. bei einer Arztfamilie in Bruck an der Glocknerstraße im Pinzgau. Sie war hier als Wirtschafterin eingestellt, später auch als Pflegerin ihres Dienstgebers, was in ihrem Dienstzeugnis aus April 1918 bestätigt wurde. Aus dieser Zeit sind von Elisabeth G. u.a. noch 1 Reisepass mit Reisebewilligungen „zum Verlassen (Betreten) des weiteren Kriegsgebietes“ von Oktober 1915 bis September 1917 und 1 „Kuhpockenimpfungs-Zeugnis“ (1916) erhalten.

Auch die ersten Einträge in ihrem Poesiealbum fallen in den Ersten Weltkrieg. Sie reichen von Ostern 1916 bis März 1923 und sind tw. mit Zeichnungen und Glanzbildchen verziert. Die Schreiber:innen beziehen sich u.a. auf „die Kriegsjahre 1914 bis 1916“ oder das „Przemysl Garnisonspital“. In diesem Kontext dürften auch 6 Fotografien mit Widmungen von Freundinnen entstanden sein, die Aufnahmen von Kriegskrankenschwestern zeigen, u.a. im „Epidemiespital Troppau 1915“ oder wiederum in Przemysl 1916.

Weitere Fotografien zeigen Elisabeth G.s Mutter Maria M. (1865-1938) sowie ihre Brüder und ihren (späteren) Ehemann in Uniformen u.a. in der Bukowina, in Russland und in Italien.

Im Mai 1918 heiratete Elisabeth G. in der Stadt Salzburg den Gendarmeriebeamten Karl G. (1891-1970). Davon sind die Heiratsurkunde und 1 Hochzeitsfoto erhalten. Er war in Neumarkt am Wallersee in Salzburg geboren worden, seine Eltern Maria G. (geb. W., 1867-1931) und Johann G. waren Viehändler:innen und betrieben eine Fleischhauerei. Von ihnen und von verschiedenen Vorfahr:innen ist ebenfalls eine kleine Sammlung von insgesamt 10 Portraitfotografien erhalten.

Im Februar 1909 legte Karl G. in Attendorf in Oberösterreich die Gesellenprüfung zum Fleischhauer ab. Seine amtlichen Dokumente umfassen neben dem Gesellenzeugnis und -brief u.a. den Taufschein, Staatsbürgerschaftsnachweis und mehreren Sterbeurkunden sowie die Testamente von ihm und von seiner Tante Creszentia S.. Im Oktober 1912 trat Karl G. in den Gendarmeriedienst ein.

Im Ersten Weltkrieg war er als Soldat eingezogen, was durch eine Bestätigung aus 1939 ausgewiesen wird. Aus 1915 sind 4 Feldpostkarten erhalten, die er auf Birkenrinde geschrieben an Elisabeth G. adressiert hatte. Zudem liegen 12 Fotografien (teilweise betitelt als „Kriegserinnerungen?“) u.a. von Soldaten im Ersten Weltkrieg vor, 2 weitere zeigen die „Gendarmerieschule 1919“ in Ried bei St. Wolfgang. Karl G. wurde um 1919 nach Michaelbeuern im Salzburger Flachgau versetzt.

Elisabeth und Karl G. waren Eltern von vier Kindern. Die drei Söhne Karl, Ernst und Othmar G. kamen 1918, 1919 und 1921 zur Welt. Ihre Tochter Dr.in Elisabeth G. 1932. 1923 wurde Karl G. pensioniert. Die Familie lebte dann in der Stadt Salzburg. Fotografische Erinnerungen an die Zwischenkriegszeit sind anhand von 19 Aufnahmen vom „Seeanstich Obernberg“ 1924 und einem Ausflug mit dem Auto 1931 dokumentiert.

Den größten Teil des Nachlasses machen Feldpostschreiben aus, die die drei Söhne an die Eltern bzw. an einander geschrieben haben. Der Älteste Karl G. (1918-2006) war gelernter Drogist. Von ihm sind 396 Schreiben erhalten, die er von Oktober 1939 bis März 1945 u.a. aus Polen und Finnland gesendet hat, wo er u.a. in einem Labor eingesetzt war. Von seiner Tätigkeit berichtete er folgendes: „Mir geht es gut, viel Arbeit halt, fast die meiste Zeit im Labor, in der Schreibstube halte ich mich sehr wenig auf, nur die Zahlmeisterangelegenheiten erledige ich noch“ (5. Juni 1943). Zudem sind von Karl G. 1 Bestellungsbefehl und 1 Essenskarte aus 1939 erhalten.

Der mittlere Sohn Ernst G. (1919-1945) hatte an einer Gewerbeschule die Matura abgelegt (Reifezeugnis aus Februar 1938), sein Ingenieurszeugnis ist mit Juni 1939 datiert. Er wurde zum Reichsarbeitsdienst (RAD) und dann als Pilot zur Luftwaffe eingezogen, wo er im März 1945 bei Danzig (Gdańsk) in Polen get
ötet wurde. Von seinen Korrespondenzen sind 338 Schreiben erhalten, die er von März 1938 bis Juni 1944 u.a. aus verschiedenen Orten in Österreich, Deutschland, Polen, der Tschechoslowakei und von der Front in Russland gesendet hat. Aus den Briefen geht u.a. hervor, dass er den Eltern auch regelmäßig Pakete mit Alkohol, Schreibwaren und Hygienemittel sandte.

Ernst G.s Tätigkeiten als Soldat sind anhand von 16 Dokumenten zu seinen militärischen Auszeichnungen belegt. Daneben sind 4 lose Fotografien u.a. in Soldatenuniform erhalten sowie 1 von ihm angelegtes Fotoalbum. Die Einträge darin sind von November 1938 bis Juni 1940 datiert. Die insgesamt 165 beschrifteten Fotografien zeigen vor allem Szenen der Ausbildung, dem Lagerleben im RAD, verschiedene Tätigkeiten, militärische Ausrüstungen und Flugzeuge. Erhalten sind zudem 2 Benachrichtigungen zu seinem Tod im Frühling 1945, 1 Partezettel und 1 im März 1951 ausgestellte Sterbeurkunde.

Der jüngste Bruder Othmar G. (1921-1993) absolvierte eine kaufmännische Lehre, den Reichsarbeitsdienst und dann einen Kriegseinsatz an der „Flak“ an der Ostfront. Von seiner Korrespondenz sind 194 Schreiben erhalten, die er von Mai 1939 bis Juni 1944 u.a. aus Wien an die Familie in Salzburg adressiert hat. Zudem wurden 4 Schreiben aufbewahrt, die verschiedene Schreiber:innen an den jungen Mann gesendet haben.

Einer der Freunde der drei Brüder war Adolf P., der auch eine Zeit lang bei Familie G. gelebt hat. Von ihm sind 14 Feldpostschreiben erhalten, die er von Dezember 1940 bis Jänner 1943 an Elisabeth und Karl G. geschrieben hat.

Ihre weiteren Korrespondenzen aus den 1940er-Jahren setzen sich schließlich aus 50 Korrespondenzstücken von verschiedenen Schreiber:innen zusammen, u.a. von Elisabeth G.s Bruder Fritz M. aus Klagenfurt. 9 Schreiben sind Gratulationen zur Silbernen Hochzeit im Mai 1943.

Aus dem Zweiten Weltkrieg sind weiters 1 Kriegsbericht (3,5 Seiten), der maschinengeschriebene Text des Liedes „Kampfgeschwader Eoelcke“ sowie 8 Zeitungsartikel und 5 Propagandaflugzetteln (4 für sowjetische, 1 für deutsche Soldaten) Teil des Nachlasses von Elisabeth G.. Das dreiseitige, handschriftliche „Gebet des Soldaten im Krieg und vor der Schlacht“ hat ihr Bruder Alois M. (vermutlich) 1931 verfasst oder abgeschrieben. Zudem findet sich 1 gedrucktes Gedicht „Ein Loblied zu Hochzirls Preis“, vermutlich aus der Zwischenkriegszeit.

Ihre Tochter Dr.in Elisabeth G. (1932-2022) besuchte seit 1942 eine „Oberschule für Mädchen“ in der Stadt Salzburg. 1950 legte sie am „Realgymnasium für Mädchen und Frauenoberschule in Salzburg“ die Matura ab. Bis 1952 besuchte sie die „Fürsorgerinnenschule“ („Soziale Frauenschule“) der Caritas der Erzdiözese Wien. 1955 promovierte sie in Salzburg im Fach Psychologie. Sie arbeitete für die Salzburger Landesregierung, 1966 wurde sie „zum ständig beeideten gerichtlichen Sachverständigen für das Sachgebiet Jugendpsychologie“ bestellt. 1976 wurde sie als erste Frau in Salzburg zum „Hofrat“ ernannt.

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