Archivgut Nachlass

Dr.in Edith C.-Rechtensee NL 303 I

Mai 1798 bis Februar 1994

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: Mai 1798 bis Februar 1994
Sprache: Deutsch
Beschreibung:

Orte: Wien; Heidelberg, Scheidegg und Wiesbaden in Deutschland; Athen in Griechenland; London und Petersfield in Großbritannien; Mallorca in Spanien; Brünn (Brno) und Buchwald (Bučina, Kvilda) in Mähren/Tschechien; Hangkow, Moganshan, Peking (Beijing), Shanghai, Wuhan, Yichang u.a. Orte in China; Tosari auf Java u.a. Orte in Indonesien; Kyoto, Matsushima, Nara, Nikko, Osaka, Shiogama, Tokyo u.a. Orte in Japan; Marrakesch in Marokko; New York City in den USA u.a.

Quellentypen: Aufzeichnungen in Buchform: 1 Anleitung für „Weibliches Handarbeiten“; Korrespondenz (Familienkorrespondenzen, Freundinnenkorrespondenzen, Korrespondenzen aus der Emigration): 26 Schreiben; 77 amtliche Dokumente; 9 Dokumente zur Schul-, Universitäts- und Berufslaufbahn; 308 Fotografien (tw. in 2 Fotoalben); literarischer Nachlass: ca. 1.100 Gedichte, ca. 100 Übersetzungen von chinesischen Gedichten; Gedrucktes: 2 Handarbeitsanleitungen; Weiteres: gehäkelte Handschuhe, Federkasten aus Holz, Rahmen für Stundenplan, Mäppchen, Schlüssel, Lupe, Andachtsbilder u.a.

Zum Bestand: Schreiberin/Adressatin: Dr.in Edith C.-Rechtensee (geb. C. Edle von Rechtensee); geb. 1899 in Brünn (Brno) in Mähren, gest. 1994 in Wien

Schreiberin/Adressatin: Hedwig C. (Edle von) Rechtensee (geb. K); geb. 1868 in Brünn (Brno) in Mähren, gest. 1950 in Wien

Übergeberin: Helene G. (Nachbarin von Dr.in Edith C.-Rechtensee), 2021



Dr.in Edith C.-Rechtensee ist als mittlere von drei Schwestern gemeinsam mit Ilse K. (geb. C. Edle von Rechtensee, geb. 1898) und Dr.in Susanne C. (geb. C. Edle von Rechtensee, geb. 1901) in großbürgerlichen Verhältnissen in Brünn aufgewachsen. Ihre Eltern Hedwig C. (Edle von) Rechtensee (geb. K, 1868-1950) und Karl C. (Edler von) Rechtensee (geb. C., 1869-1956) kamen jeweils aus Beamt:innenfamilien. Karl C.-Rechtensee war k.k. Postkonzipist und später als Beamter bei den Österreichischen Bundesbahnen beschäftigt, wovon 1 „Ausweis für Staatsbedienstete im Ruhestand“ aus 1938 vorliegt. Er trug den Amtstitel eines „Wirklicher Hofrats“, der Adelstitel war seinem Vater 1899 verliehen worden.

Vom Interieur des Wohn- und des „Mädchenzimmers“ in ihrer Wohnung in der Parkstraße im Bezirk Königsfeld (Královo Pole) in Brünn sind 3 Fotografien aus den 1900er-Jahren erhalten. 4 Atelierfotografien der kleinen Mädchen wurden zwischen 1903 und 1905 aufgenommen, 1 1913, 1 zur Konfirmation 1917, 1 Schnappschuss zeigt „Dr. Isabella E. 1917 Brünn“ am Katheder. Von den Eltern sind insgesamt 12 Fotografien erhalten, v.a. Portraitbilder (1 davon ist gerahmt).

Aus der Schulzeit der drei Schwestern wurde 1 Federkasten aus Holz mit Schreibfederset und Zirkel aufbewahrt, der mit „Edith C. von Rechtensee. Lyzeum“ und auch „Susanne von C.. Gym.“ Beschriftet ist. 1 kunstvoll verzierte Mappe ist mit „Weihnachten 1910“ datiert, 1 mit der gleichen Technik gestaltete Rahmen ist für den Stundenplan vorgesehen. 1 kleinformatiges „Neues französisch-deutsches Gesprächsbuch“ (124 Seiten) der J.B. Metzlerschen Buchhandlung aus Stuttgart enthält handschriftliche Notizen.

Nach dem Ersten Weltkrieg übersiedelte die Familie nach Wien, wo sie im dritten Bezirk Landstraße lebten.

Edith C.-Rechtensee studierte Anglistik an der Universität Wien, wovon die Promotionsurkunde aus 1923 erhalten ist. Eine ihrer Lehrerinnen war Dr.in Elise R. (1865-1943), mit der sie auch nach dem Studium in Kontakt blieb. Sie war u.a. Mitglied im „Verein der Freunde asiatischer Kunst und Kultur in Wien“ und lernte Chinesisch.

Aus diesem Kontext dürfte 1 Fotoalbum stammen, das 70 Fotografien aus China und Indonesien enthält. Der Entstehungszusammenhang ist bisher nicht geklärt, auch nicht der Bezug zur Familie C.-Rechtensee. Einzelne Bilder sind mit 1924 datiert (u.a. „Weihnachtsjagd in den Bergen von Mokanshan 1924“ oder „Mucki, mein kl. Freund aus Tosari mit seinen Geschwistern. Java 1924“). Die Motive sind Sehenswürdigkeiten, Landschaften sowie Aufnahmen von der einheimischen Bevölkerung u.a. bei landwirtschaftlichen Arbeiten, beim Straßenverkauf und künstlerischen Darbietungen. Die Bilder sind durchgängig beschriftet, u.a. mit „Mönch am Karpfenteich“, „Bewässerung eines Reisfeldes“, „Straßenkoch“ oder „Chinese bei der Mahlzeit“. Die Reisegruppe bzw. der (vermutliche) Verfasser sind auf einzelnen Bildern zu sehen, die Aufnahme der „Weihnachtsjagd“ zeigt drei Männer und zwei Frauen.

Von den Schwestern C.-Rechtensee sind aus den 1920er-Jahren 7 Portraitbilder sowie 1 Bild bei der Akropolis in Griechenland (1925) erhalten. Wer von ihnen hier jeweils abgebildet ist, ist derzeit ungeklärt, genauso wie die damaligen Berufstätigkeiten und Aufenthaltsorte der jungen Frauen. Von den Eltern sind 2 Bilder aus der Sommerfrische in „Buchenwald im Böhmerwald“ (1932) erhalten.

Edith C.-Rechtensee studierte ab 1932 in London, wo ihre jüngere Schwester Susanne C. bereits lebte und arbeitete. Von ihren gemeinsamen Freizeitaktivitäten sind 1 Fotografie vom Flughafen Croydon aus 1932 sowie 1 an Bord des Schiffes „R.M.S. ‚Majestic‘“ „im Hafen von New York“ aus Sommer 1934 erhalten. Berichte konkret zur Planung dieser Reise sowie aus Edith C.-Rechtensees Zeit in Großbritannien allgemein sind in der Korrespondenz von Susanne C. an die gemeinsamen Eltern enthalten. Diese Briefe sind – wie auch ihre Briefe an Edith C.-Rechtensee – dem Nachlass von Susanne C. (NL 303 II) zugeordnet.

Von 1935 bis 1948 arbeitete Edith C.-Rechtensee in China, wo sie an den Universitäten in Wuhan und ab 1939 in Peking beschäftigt war. Hier gestaltete sie 1 Fotoalbum, das „Zu Weihnachten 1936 von Eurem fernsten Kind“ den Eltern in Wien gewidmet ist. Es ist mit kunstfertig besticktem Stoff eingebunden und enthält 173 Fotografien von Aufenthalten in Japan und in der chinesischen Provinz Hubei. Motive sind Sehenswürdigkeiten, Landschafts- und Stadtansichten, die Universität Wuhan sowie Aufnahmen der Bevölkerung bei verschiedenen Arbeiten u.a. in der Färbergasse in Kyoto. Dem Album liegen 5 Reiseprospekte aus späteren Jahrzehnten bei.

Edith C.-Rechtensees Aufenthalte in Asien sind auch anhand von 13 zweisprachigen Visitenkarten auf Chinesisch und Deutsch dokumentiert, sowie durch 2 ihrer Reisepässe, die im September 1938 und Oktober 1947 jeweils von der österreichischen Vertretung in London ausgestellt wurden.

Ab 1948 lebte sie wieder in Wien, wo sie als Dolmetscherin im Bundeskanzleramt arbeitete. Ihr Dienstantritt ist anhand 1 „Ersatzkarte“ für ein Arbeitsbuch belegt. Als ihre Wohnadresse ist hier die Landstraßer Hauptstraße angegeben. Weiters sind 1 Identitätsausweis (1952), 1 Staatsbürgerschaftsnachweis (1964) und 1 weiterer Reisepass (1972) vorhanden.

Von Edith C.-Rechtensees Korrespondenzen sind nur 25 Schreiben erhalten. 8 davon hat ihr Schwager Frank C. zwischen Februar 1946 und Mai 1992 in englischer Sprache aus London und Petersfield an sie adressiert. Von ihrer älteren Schwester Ilse K. liegen 2 Schreiben aus 1964 und 1965 vor, von deren Tochter Susanna „Susl“ K. (geb. 1922) 6 aus der Zeit von Dezember 1954 bis Mai 1993. Diese Briefe wurden teils handschriftlich, teils maschinschriftlich u.a. in Deutschland, Marokko und Spanien verfasst, einige davon sind an Edith C.-Rechtenseean und Susanne C. gemeinsam adressiert, die als „Meine beiden liebsten Mutti-Schwestern“ angesprochen werden, denn „das nicht eben reizvolle Wort ‚Tanten‘ hab ich ja mein Leben lang umgangen“ (21. März 1972).

Weitere 9 lose Schreiben aus 1917 bis 1993 wurden von verschiedenen Absender:innen verfasst.

Edith C.-Rechtensee hat über Jahrzehnte Stationen in ihrem Lebenslauf und auch Beziehungen in autobiografischen Gedichten literarisch verarbeitet. Hinterlassen hat sie davon eine umfangreiche Sammlung von ca. 1.100 Dichtungen, die sie zwischen 1917 bis 1984 verfasst und in geschnürten Bündeln in Packpapier abgelegt hat. Die Lyriktexte sind größtenteils mit Maschine niedergeschrieben und mit Datums- und Ortsangaben versehen, einige sind direkt an Geliebte oder Familienmitglieder adressiert. Die Inhalte sind meist abstrakte Verarbeitungen von romantischen Liebesbeziehungen, von konkreten Ereignissen sowie sprachliche Stimmungsbilder: „Hinter Schleiern Ruht das Antlitz. Hinter verhangenen Fenstern Schwanken die Bambusschäfte Goldenes Licht Durchrieselt den Raum […]“ (Peking, 11. Juli 1937). Die auf der Papierhülle mit „1917-1948“ betitelten Gedichte sind in gleicher Form gesetzt, chronologisch geordnet und mit Überschriften versehen gebündelt. Beigelegt ist 1 aus brünetten Haaren geflochtener Zopf. Die späteren Dichtungen sind formal unterschiedlicher gestaltet und liegen tw. in handschriftlichen Versionen vor. Hier beigelegt ist eine Sammlung der Übersetzungen von Edith C.-Rechtensee von ca. 100 Gedichten aus dem Chinesischen ins Deutsche.

Ihre einzelnen späteren Fotografien sind Pass- und Portraitbilder sowie je eine Aufnahme im Schlosspark Schönbrunn aus 1953 und am Kahlenberg 1975. Beigelegt ist 1 kleine Lupe.

An Gegenständen sind in dem Nachlass zudem 1 Schlüssel und 2 Mäppchen erhalten sowie 1 Paar kunstfertig gehäkelte Spitzenhandschuhe, die Edith C.-Rechtensees Mutter Hedwig C.-Rechtensee angefertigt haben dürfte.

Von ihr sind zudem 3 Bücher bzw. -mappen mit Anleitungen für textile Handarbeiten erhalten. Das gedruckte „Schnittmusterbuch“ für „Wäsche-Zuschneiden für Schule und Haus“ des Wiener-Frauen-Erwerb-Vereins (37 Seiten) ist mit 1883 datiert, die Mappe mit gedruckten Stickmustern „Album de Broderies Au Pont De Croix“ (32 Seiten) in französischer Sprache geschrieben. In ein mit 1885 datiertes Schreibheft hat Hedwig C.-Rechtensee auf 88 Seiten Beschreibungen, Anleitungen und Techniken für das „Weibliche Handarbeiten (Stricken, Häkeln, Nähen, Netzen, Sticken, „Das Nachtcorset“ u.a.), das dafür benötigte Werkzeuge sowie Niederschriften von Lehrplänen eingetragen.

Zu ihrer Bestattung im Herbst 1950 liegen 8 Dokumente vor, denen getrocknete Blumen beigelegt sind.

Weitere 28 amtliche Dokumente von Edith C.-Rechtensee (April 1943 bis April 1992) betreffen u.a. Finanzen, Versicherungen, die Pension sowie die Verlassenschaften der Eltern. Zu ihrer eigenen Bestattung im Februar 1994 sind 1 Rechnung, 1 Begräbnisanzeige (ms.) und 1 von ihren Nachbar:innen eingegebene Totenanzeige in der Tageszeitung „Die Presse“ 1994 erhalten.

Von den Vorfahr:innen der Familie C.-Rechtensee liegen 21 amtliche Dokumente (u.a. Tauf-, Trauungs- und Heimatscheine, tw. in Abschriften) aus Mai 1798 bis September 1950 vor. Die frühesten dieser Dokumente sind 1 Jägerbrief von Ignaz C. (dem Großonkel von Karl C.-Rechtensee) aus 1798 und 1 Militärentlassungszeugnis von Johann C. (1784-1860, seinem Großvater) aus 1817. Vorhanden ist auch 1 „Ahnentafel“ mit familienchronikartigen Notizen zu zahlreichen Personen (29 Seiten, hs.), die vermutlich von Karl oder Hedwig C.-Rechtensee erstellt worden sein dürften. Von Vorfahr:innen, Verwandten und Bekannten sind zudem 11 Atelier,- Portrait-, Gruppen- und Schnappschussfotografien erhalten, die früheste davon wurde in den 1880er-Jahren aufgenommen.



Kleidungsstücke aus dem Familiennachlass wurden dem Bezirksmuseum Wien-Landstraße übergeben.

Anmerkung:
Aus Datenschutzgründen werden in diesem Online-Verzeichnis alle Nachnamen abgekürzt angegeben. Die mit den Übergeber/innen der Bestände jeweils vertraglich vereinbarte Verwendung der Namen ist bei der Recherche vor Ort abzuklären.
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Standort

Sammlung Frauennachlässe
c/o Institut für Geschichte, Universität Wien

Universitätsring 1
1010 Wien
Telefon: +43 (0)1 4277 408 12
Öffnungszeiten
Die Bestände können nach Vorlage des Forschungsvorhabens an vereinbarten Terminen eingesehen werden. Ausführliche Informationen dazu finden Sie auf der Website https://sfn.univie.ac.at unter Benutzung + Recherche.
Benutzungszeiten, für die ein Termin vereinbart werden kann, sind Mi & Do 11.00 - 17.00 Uhr bzw. auf Anfrage (per Mail oder telefonisch).
Die erste Sichtung der Quellen erfolgt in den Räumlichkeiten der Sammlung Frauennachlässe. Für die spätere Bearbeitung ist eine Aufstellung der Materialien in der Fachbibliothek für Geschichte möglich.

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