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Gleichgeschlechtliches sexuelles Verhalten : ein Tabu zwischen Spätantike und Früher Neuzeit?

in:
München [u.a.]: 1998 , 281 - 311 S.

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Einrichtung: Ariadne | Wien
Verfasst von: Lutterbach, Hubertus info
In:
Jahr: 1998
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
Die religionsgeschichtlich angelegte Studie geht davon aus, daß es in der jüdisch-christlichen Tradition bis in die Frühe Neuzeit hinein keine Toleranz gegenüber gleichgeschlechtlichem sexuellen Verhalten gegeben hat. Allein die für diese Sicht maßgeblichen Gründe unterlagen der Veränderung: Entsprechend dem alttestamentlichen Heiligkeitsgesetz war die Abwertung der Sexualität im allgemeinen sowie des gleichgeschlechtlichen sexuellen Verhaltens im besonderen durch die Wertschätzung der kultischen Reinheit begründet; gleichgeschlechtliches Sexualverhalten galt als kultisch verunreinigend. Im Neuen Testament sowie in der Alten Kirche lag der Abwertung gleichgeschlechtlich praktizierter Sexualität ein akzentuiert ethisches Verständnis der Unreinheit zugrunde, wohingegen sich das Verständnis gleichgeschlechtlichen sexuellen Verhaltens als kultischer Verunreinigung seit frühmittelalterlicher Zeit wieder durchzusetzen vermochte. Im Hintergrund dieses Wandels an der Schwelle von der Spätantike zum Frühmittelalter stehen die sozialgeschichtlichen Veränderungen, die mit dem Zusammenbruch des Imperium Romanum für den Westen zusammenhängen. In diesem Zusammenhang vermochte das Verständnis gleichgeschlechtlichen sexuellen Verhaltens als "sodomitisch" im Sinne von "gemeinschaftsgefährend" die mittelalterliche Ablehnung gleichgeschlechtlich praktizierter Sexualität zu verstärken.
Anmerkung:
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